„Krone des Lebens“ – Biblische Tagesimpulse, die zusagen und herausfordern – 11. Juni

Basierend auf den Herrnhuter Losungen soll ein biblisches Wort uns jeden Tag einen neuen Impuls geben:

Donnerstag, 11. Juni

Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. Psalm 124,7

Der Psalm 124 lohnt sich in seiner Kürze ganz gelesen zu werden.
„Hätte sich nicht Jahwe für uns eingesetzt – so soll Israel sagen -,
hätte sich nicht Jahwe für uns eingesetzt, als sich gegen uns Menschen erhoben, dann hätten sie uns lebendig verschlungen, als gegen uns ihr Zorn entbrannt war. Dann hätten die Wasser uns weggespült, hätte sich über uns ein Wildbach ergossen. Gelobt sei Jahwe, der uns nicht ihren Zähnen als Beute überließ. Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen; das Netz ist zerrissen und wir sind frei. Unsre Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Das Volk Israel, hatte gleich mehrmals keine Chance gehabt zu überleben. Lebte in Gefangenschaft wie ein Vogel im Netz des Vogelfängers, Erlebte Unterdrückung, Vertreibung, ja den Tod vieler. Sollte nicht nur einmal nach dem Willen der Machthaber aufhören zu existieren. Es war jedes Mal ein Wunder. Sie haben überlebt. Sie kamen wieder frei. Nicht von Menschenhand. Gott rettete sie, befreite.

Selbst die Katastrophen, die dem eigenem Verschulden folgten, dauerten nicht ewig. Gott erbarmte sich, vergab.

Israel weiß es aus seiner Geschichte und bekennt in diesem gottesdienstlichen Gebet: Ohne Gott gäbe es uns schon lange nicht mehr. Er ist der Grund unserer Existenz. Unserer Freiheit. Unseres Lebens.

Und wir? Wie begreifen wir die Geschichte unseres Volkes, die Geschichte Europas und der Welt? Nur als eine Abfolge politischer Entscheidungen und wechselnder Regierungen und menschlicher Macht? Oder auch als Geschichte Gottes mit uns?

Ich meine: Gott hat sich auch uns immer wieder gnädiger gezeigt als verdient. Wir kamen aus dunklen schuldverstrickten Kapiteln unserer Geschichte heraus, leben heute in einer Demokratie, in einer EU und führen ein freiheitliches Leben wie noch nie in unserer Geschichte. Was für eine Gnade Gottes.

Und wie begreifen wir unsere persönliche Lebensgeschichte? Hat Gott Jesus nicht auch in unser Leben gesandt, damit wir im Glauben an ihn frei würden sogar von Schuld und ewigem Tod?

Wir leben. In Freiheit. Nach Gottes Willen aber nicht nur wir. Setzen wir uns darum auch ein für die Menschen, die noch in Unfreiheit, Ungerechtigkeiten und Unfrieden leben müssen. Auch die mitten unter uns. Damit auch sie mit Israel und allen Christen bekennen können:

„Wir sind entronnen, das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. Denn unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. „

Hans-Joachim Scharrer

Gott, ich danke Dir, dass du uns immer wieder in die Freiheit geführt hast. Persönlich und als Volk und Völkergemeinschaft.
Du vergibst wie kein andere. Du bist uns gnädiger als verdient. Du willst, dass wir leben. Dafür preise ich dich.
Lass mich aber auch nicht blind werden für die anderen, die noch gebunden sind, unfrei, chancenlos in unserer gierigen Welt. Zeig mir, wo ich dazu beitragen kann, dass Menschen frei und in Würde leben können.

Bibellese: 1. Könige 1, 1-27

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