Sonntagsbrief an die Gemeinde am 2. August 2020

Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Wie sich das anhört: „Hör auf die Eltern bzw. die Älteren. Die wissen es aus eigener Erfahrung besser als du!“ Wer so redet, scheint Gottes Wort auf seiner Seite zu haben: „Gedenke der vorigen Zeiten und hab acht auf die Jahre von Geschlecht zu Geschlecht. Frage deinen Vater, der wird dir’s verkünden, deine Ältesten, die werden dir’s sagen.“(5.Mose 32,7)

Hat man wirklich auf die Stimme der Älteren zu zählen, wenn es um die Lebenszukunft der Jüngeren geht? Wer will sich schon bevormunden lassen? Und überhaupt, was zählt Lebenserfahrung, wenn es um etwas noch nie Dagewesenes zu gehen hat. Da findet sich schon in der Bibel ein Protestwort aus dem Mund des jungen Elihu: „Ich dachte: Lass das Alter reden, und die Menge der Jahre lass Weisheit beweisen. Wahrlich, es ist der Geist im Menschen und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. Die Betagten sind nicht die Weisesten, und die Alten verstehen nicht, was das Rechte ist.“ (Hiob 32,6-9).

Ein schöner Widerspruch: „Deine Ältesten, die werden dir’s sagen“ wider „die Alten verstehen nicht, was das Rechte ist.“ Wer hat nun eigentlich Recht? Lebenserfahrung, die mit den eigenen Lebensjahren gewonnen wur­de, mag für die Zukunft hilfreich sein, aber nicht als verfestigte Lebens­vorstellung. Wer sich auf Gewesenes versteift und dessen Beibehaltung einfordert, hält sich selbst zum Narren. Umgekehrt kann sich ein unerfahre­nes Wunschdenken, wie es für alle – scheinbar von selbst – gut zu gehen habe, als zukunftsvermessen erweisen.

Wahrlich, es ist der Geist im Menschen und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht.“ Gottes Geist nimmt unsere vielfältigen Lebens­erfahrungen auf, führt sie über eigene Wunschvorstellungen hinaus. Nicht das, was wir behalten oder erreichen wollen, zählt für die Zukunft, sondern das, was Gott für uns alle vorgesehen hat. In Jesus Christus können wir uns der göttlichen Vorsehung auch auf alle Ungewissheit hin anvertrauen.

So bete ich: Himmlischer Vater, Du unser Gott, schenke uns deinen Geist, damit wir erkennen können, was uns in Zukunft guttut. Durch Jesus Christus. Amen.

Am morgigen Sonntag, 2. August feiern wir den Gottesdienst um 9 Uhr in der Kirche und um 11 Uhr den Wegweiser-Gottesdienst ebenfalls in der Kirche. Am kommen­den Sonntag, 9. August findet der Gottesdienst um 9 Uhr in unserer Kirche statt.

Ich selbst bin noch bis 16. August im Urlaub. Pfarrer Schar­rer aus Illertissen übernimmt die Urlaubsvertretung.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Es grüßt Euch ganz herzlich

Euer Jochen Teuffel

Evangelischer Pfarrer

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