Sonntagsbrief an die Gemeinde für den 18. Oktober 2020

Vöhringen, 17. Oktober 2020

Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

Gehorsam hat bei uns nicht den besten Ruf. Wer zu gehorchen hat, kann ja nicht selbst bestimmen, was zu tun oder zu lassen ist. Da mag es wundern, wenn der Apostel Paulus im Brief an die Römer schreibt: „Euer Gehorsam ist bei allen bekannt geworden. Deshalb freue ich mich über euch.“ (16,19)

Wenn Paulus Gehorsam lobt, spricht er damit keinen blinden Gehorsam an, sondern den Gehorsam des Glaubens, der Jesus Christus gilt. Dieser Gehorsam ist kein Befehlsgehorsam, wo ein Mächtiger bzw. Herrscher anderen befiehlt, was diese in seinem Sinne für einen „höheren“ Zweck zu tun haben. Jesus sagt vielmehr von sich selbst: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Mk 10,45) Wenn er sich für uns mit seinem Leben und Sterben hinge­geben hat, befiehlt er nicht, sondern beansprucht uns: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28)

Beim Gehorsam kommt es auf das Horchen an. Wer aufhorcht, bleibt dem anderen nahe. Das will Jesus von uns – dass wir auf ihn horchen und ihm vertrauen. Seine Zusage „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) und sein Gebot „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34) – sie halten uns bei ihm. So lässt sich der eigene Gehorsam gar besingen: „Bei dir, Jesu, will ich bleiben, / stets in dei­nem Dienste stehn; / nichts soll mich von dir vertreiben, / will auf deinen Wegen gehn. / Du bist meines Lebens Leben, / meiner Seele Trieb und Kraft, / wie der Weinstock seinen Reben / zuströmt Kraft und Lebenssaft.“ (EG 402)

So bete ich: Himmlischer Vater, Du unser Gott, ganz nah ist dein Wort, ganz nah deine Gnade. Lass nicht zu, dass wir taub sind für dich, sondern mach uns offen und empfänglich für deinen Sohn, Jesus Christus, damit er uns suche und rette – heute und täglich bis in Ewigkeit. Amen.

Am morgigen Sonntag, 18. Oktober, werde ich in unserem Gottesdienst um 10 Uhr in Vorbereitung auf den Reformationstag über das „Solus Christus“ (Christus allein) predigen. Pfarrer Scharrer wird am nächsten Sonntag, 25. Oktober, über das „Sola scriptura“ (allein die Heilige Schrift) predigen.

Möglicherweise werden die steigenden Corona-Infektionszahlen in den kom­menden Wochen unsere Gottesdienste und Veranstaltungen beeinträchtigen. Wir werden euch gegebenenfalls darüber informieren und Mittel und Wege finden, wie wir als Gemeinde miteinander verbunden bleiben.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Es grüßt Euch ganz herzlich

Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer

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