Sonntagsbrief an die Gemeinde für den 21. November 2021

Vöhringen, 20. November 2021

Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt.

Über Selbstgerechtigkeit schreibt Martin Walser: „Ich habe mein Leben als Schriftsteller auch im Reizklima des Rechthaben-müssens verbracht. Jeder kann heute selber beurteilen, ob ihm (in seinem Leben) Recht oder Unrecht geschehe. Egal, ob einem Recht oder Unrecht geschieht, er fühlt sich im Recht. Dass er sagen kann, ihm geschehe Unrecht, zeigt ja, dass er sich im Recht fühlt. Je mehr dir Unrecht geschieht, desto mehr fühlst du dich im Recht.“

Der Mensch geht (immer) von sich selber aus heißt es sprichwörtlich. Wie wahr, aber wort-wörtlich nicht zutreffend. Der Mensch geht nicht von sich aus auf andere Sichtweisen zu, sondern will mit seiner Meinung lieber bei sich bleiben: Die eigene Sicht der Dinge, die eigene Entscheidung, das eigene Urteil – ich möchte sie mir nicht nehmen lassen. Ich bleibe also da-bei, weil ich Recht behalten will.

„Ich habe mich geirrt“ – ein Satz, der viel zu selten zu hören ist. Ja, ein solches Eingeständnis stellt mich vor anderen in Frage. Wenn ich nicht Recht behalte, wie stehe ich dann mit meinem Irrtum da? Wichtiger als mein Ansehen ist mir Gottes Urteil: „Einen jeglichen dünkt sein Weg recht; aber der HERR prüft die Herzen.“ (Sprüche 21,2) Nicht dass er hinter misslungenen Absichten und verfehlten Ansichten doch noch das Gute in mir erkennen wird, ist meine Hoffnung. Sondern dass sein kritisches Urteil mich als Sünder leben lässt, ist mein Gottvertrauen. In Jesus Christus finde ich Gottes „Ja“ zu mir. Ich habe nicht Recht – Gott wird mir gerecht.

So bete ich: Gott, unser Vater, In Deinem Sohn hast Du unsere Lebenszeit eingeholt. Deinem Gedächtnis geht keiner unserer Tage verloren. Erhalte uns in dieser Zuversicht, bis Christus kommt und mit den Seinen das himmlische Festmahl feiert, der mit dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und gepriesen wird von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Am morgigen Sonntag, den 21. November, feiern wir den Predigtgottesdienst mit dem Gedächtnis der Verstorbenen um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche. Dazu bitte eine FFP2-Maske mitbringen.

Der Vortrag zum Elterngebot „Auf dass es dir wohlergehe …“ am 25. November mit Ulrich Hoffmann muss coronabedingt verschoben werden.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Es grüßt Euch ganz herzlich

Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer

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