Sonntagsbrief an die Gemeinde für den 24. Januar 2021

Vöhringen, 23. Januar 2021

Schwestern und Brüder, ihr die Gemeinde,

Bei kirchlichen Trauungen wird mitunter folgender Trauspruch aus dem Buch Rut von den Brautleuten gewählt: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ (1,16) Mit diesen Worten vertraut sich Rut mit ihrer Zukunft dem Werdegang ihrer verwitweten Schwiegermutter Noomi an.

Wir mögen uns fragen: Kann das der richtige Lebensweg sein, sich an einen anderen Menschen zu binden und alles mitzumachen, was diesem passiert? Die Vorstellung eines selbstbestimmten Lebens sieht anderes vor: Eigenstän­dig bleiben, eigene Entscheidungen treffen, in Bindungen nur solange bleiben, wie sie einem selbst guttun. Andernfalls steht die Trennung an, und man ent­scheidet sich neu auf der Suche nach dem eigenen Glück.

Dass Rut sich Noomi vorbehaltslos zusagen kann, ist durch ihren Glauben bestimmt: „Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ Obwohl selbst Moabiterin hat sie Vertrauen in den HERRN, den Gott Israels. Dieser Gott, der nach einer Hungernot wieder für das Lebensbrot sorgt, behält die Zukunft in seinem gnädigen Blick. Was auf mich, auf uns zukommen wird, ist kein blin­des Schicksal. Am Ende des Buches Rut zeigt es sich, dass Gott für Rut und Noomi gemeinsam das Gute vorgesehen hat.

Allzu oft kommt es im Leben anders, als wir es uns gewünscht und vorgestellt haben. Solange wir glauben, wir hätten mit eigenen Plänen und Entscheidun­gen unser Leben im Glücksgriff, vermögen wir nicht anzunehmen, was auf uns zukommt. Mit Rut darf es heißen: Ich bin so frei, meine Zukunft Gott anzuvertrauen. Selbst im Unglück sieht er sein Gutes für mich vor – wir werden sehen.

So bete ich: Jesus Christus, Heiland und Lebensmeister, dir vertraue ich mich an – mit meinem Zagen, dem Klagen und allen den Fragen. Was du für mich vorsiehst, weiß ich nicht zu durchschauen. Manches, was ich mir in Zukunft vorstelle, macht Angst. Guter Hirte, führe mich aus meine Verzagtheit hinaus, und auch aus hoffnungsloser Gewohnheit. Schaffe mir Raum beim Vater, wo ich mich im Glauben an dich wie ein kleines Kind bergen kann. Amen.

Am morgigen Sonntag feiern wir den Predigtgottesdienst um 10 Uhr in der Martin-Luther-Kirche. Wir im Kirchenvorstand halten trotz Corona Gottes­dienste in unserer Kirche unter Beachtung unseres Infektionsschutzkonzeptes für möglich. In der Predigt wird die Geschichte von Rut und Noomi auf unse­ren eigenen Glauben hin weiter entfaltet. Da im Gottesdienst FFP2-Masken zu tragen sind, bitten wir, dass jeder seine eigene Maske mitbringt.

In der letzten Woche ist die neue BasisBibel erschienen. Sie zeichnet sich durch klare Sprache, kurze Sätze und umfangreiche Erklärungen in den Rand­spalten aus. Als ansprechende Bibelübersetzung kann ich sie nur wärmstens empfehlen. Sie kostet als Kompaktausgabe 25,- € und kann bei örtlichen Buchhandel bestellt werden (ISBN 978-3-438-00911-1).

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Es grüßt Euch ganz herzlich

Euer Jochen Teuffel
Evangelischer Pfarrer

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