Wir sind doch keine Höhlenmenschen. Eine Weihnachtsbesinnung

Was wir uns selbst auf dem Smartphone alles vor Augen führen können ist gigantisch. Im Netz kann uns das Sinnesfutter nie ausgehen. Und wir dürfen dabei scheinbar frei wählen. Was für eine Versuchung für unser Leben – mir fingerfertig selbst diejenigen Bilder zu suchen, die mich einnehmen. Mit unserem Körper bewegen wir uns zwar immer noch im Tageslicht, aber unsere Sinne haben sich von der realen Welt um uns herum immer häufiger verabschiedet. So sind wir dabei digitale Höhlenmenschen zu werden. Die abgeschirmte Bilderwelt wird zur alles bestimmenden Wirklichkeit. Im wahrsten Sinne des Wortes bilden wir uns unser Leben selbst ein.

Bilderwelten sind trügerisch; sie enthüllen kein wahres Leben. Die bleibende Wahrheit unseres Lebens muss anders ans Licht kommen. Und dazu sind wir am Heiligen Abend in der Kirche am richtigen Ort. Hier gilt eine nackte Botschaft: Der Gottessohn ist in die Dunkelheit unseres menschlichen Lebens eingetreten, hat Fleisch und Blut angenommen, um unser irdisches Dasein ins wahre göttliche Licht zu bringen. Unser Leben ist bei Gott nicht zum „eingebildeten“ Höhlendasein bestimmt. Als Gottes Geschöpfe, als seine Ebenbilder sind wir vielmehr von unserer Geburt her angelegt auf Begegnung und Berührung – Berührung, die in Liebe verbindet; die für uns verbindlich wird, die uns keine Wahl mehr lässt, die nicht einfach wie auf einem Smartphone fingerfertig weggewischt werden kann, damit ein neues, vermeintlich attraktiveres Bilderangebot sich vor uns auftut.

Der Gottessohn Mensch geworden berührt uns leiblich. Göttliche Liebe nimmt unser Leben für sich ein. Seine Hingabe für uns in die Krippe zu Bethlehem und am Kreuz von Golgatha geht unter die Haut, reißt uns von uns selbst los, entfesselt uns von selbstverliebten Bilderwelten, nimmt uns mit auf den Weg des Glaubens, dass wir dem einem, dreieinigen Gott unser ewiges Heil zutrauen. Was bei Gott für unser Leben als Ziel vorgesehen ist, wird auf keinem Smartphone enthüllt.

Wo uns digitale Bilder immer mehr über den Kopf wachsen und die eigene Lebenshöhle immer tiefer wird, fordert uns Jesus mit Leib und Seele heraus. Im Glauben treten wir vor ihn und sprechen ihm zu: Du bist mein Heiland, mein Erlöser, mein Befreier, du bist das „wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9), du bist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Dir vertraue ich mich mit meinem Leben an.

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